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  • Wer in schönen Dingen einen schönen Sinn entdeckt - der hat Kultur.

    Oscar Wilde

  • Kultur beginnt im Herzen jedes einzelnen.

    Johann Nepomuk Nestroy

  • Kultur ist der Sieg der Überzeugung über die Gewalt.

    Platon

  • Echte Kultur offenbart sich in der Wertschätzung der Persönlichkeit.

    Paul Anton de Lagarde

Ingelene Rodewald

Die 95jährige, die auf ihrem Laptop Bücher schreibt

  • Rodewald1Ingelene Rodewald hat den Besuch perfekt vorbereitet, freundliche Begrüßung an der Haustür , Kaffeetisch gedeckt, Papiere bereit gelegt, Laptop online.“ Ich wohne gerne hier,“ sagt sie und zeigt auf die sonnige Terrasse und den gepflegten Rasen. Eigentlich war ein Zimmer im Augustinum in Hamburg vorgesehen, “ aber Altersheim ist nichts für mich“. Dazu ist sie noch viel zu umtriebig, noch gut auf den Beinen und noch zu wach im Kopf. Das erste Buch schrieb sie vor jetzt 20 Jahren damals war sie gerade mal 76: „ Geh mutig Deinen Weg“, ein Buch über Erziehung in der Familie. Der Titel könnte Leitmotiv ihres Lebens sein. Sie selbst spricht von ihren 3 Leben und schließt die Kindheit dabei aus. Eine glückliche Kindheit gebe es nicht, das stehe nur in Büchern. Sie war Legasthenikerin und musste lernen, mit tausend Tricks zu überleben, unterstützt von einem Vater, Architekt und Baumeister aus Holtenau, der ihr jeden Wunsch erfüllte. Die Mutter, aus einer Verlegerfamilie in Eckernförde stammend, erinnere sie nur, jeden Tag Bücher lesend. „ Die Erwachsenen verstehen nichts von ihrem Kind“, schreibt sie in einem Text über ihre drei Leben und bezieht das auf die eigene Kindheit, nicht auf die drei eigenen Kinder, die neun Enkel und 14 Urenkel…

    Nach ihrer Ausbildung zur Lehrerin beginnt für sie ihr erstes Leben mit der Gründung der eigenen Familie. Ihren Mann, Professor für Herzchirurgie, begleitet sie zu Kongressen rund um die Welt. Sie genießt das große gesellschaftliche Leben. Komplimente und zur Schau gestellte Bewunderung habe sie lächelnd entgegen genommen, „aber die galten doch nur meinem Mann.“ Und er beschloss nach 35 Jahren an der Uniklinik in Hamburg-Eppendorf „ einmal im Leben Land und Leute zu wechseln.

    Die Wahl fiel auf Kanada. In ihrem Cottage auf der eigenen Farm am Ottawa-River war genügend Zeit und Muße, wieder mit dem Schreiben zu beginnen. Es entstand „ Heinrich Magnus Ivens“– eine schleswig-holsteinische Familiengeschichte, in deren Mittelpunk der Vater steht, den sie bis heute verehrt. Für sie ist es vermutlich ihr wichtigstes Buch und für ihre späteren Veröffentlichungen immer wieder Ausgangspunkt. Eine Familiengeschichte und zugleich Zeitgeschichte, dokumentiert mit vielen Fotos und Faksimiles. Eine Geschichte, in die man sich gerne verliert, weil sie detailreich das Alltagsleben in seinen unterschiedlichen Facetten beschreibt und die Personen keine Charaktere sind sondern reale Menschen. Mit deren Stärken und Schwächen geht die Autorin mit einen verblüffenden Offenheit und Ehrlichkeit um. Eine Geschichte von Krieg und Frieden , eine Geschichte von Aufstieg und Absturz.

    Ingelene Rodewald hat in ihren späteren Büchern die dokumentarische Form weiter entwickelt. Gerade ist eine Neuauflage ihres Buches „… und auf dem Schulhof stand ein Apfelbaum“ erschienen, in dem sie ihre Zeit als junge Lehrerin an einer Dorfschule in Polen, im damaligen Warthegau beschreibt , konfrontiert mit den Kriegswirren, dem Schicksal der Umsiedler und der „volksdeutschen“ Bauern und den grausamen Folgen der Besatzung.

    Rodewald2Ihre Briefe, die sie während dieser Zeit an ihre Eltern und an ihren Freund und späteren Ehemann schickt und die vielfach im Original abgedruckt sind, unterschreibt sie mit dem Namen Heidi. Dahinter steckt nicht eine Verschleierung der wahren Identität.“ Ich wollte immer Heidi heißen, mein Name gefiel mir nicht.“

    Die Quellen, auf die sich Ingelene Rodewald stützt, sind nicht nur ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse , es sind zahllose Dokumente und Bilder aus dem Familienbesitz, Briefe , Postkarten, Fotos, die über die beiden Weltkriege gerettet werden konnten. Viele Texte musste sie mühsam aus der alten deutschen Schrift „ übersetzen“.

    Mit unverhohlenem Stolz und ironischem Unterton sagt sie: „ Ich bin nicht nur Zeitzeugin einer fast hundertjährigen Geschichte, ich kann auch Laptop.“ So entstanden weitere Bücher wie „ Der weiße Karton“ – Post aus den Jahren 1938 bis 1942 oder das Buch „ Meine kleine Frau“ – Briefe und Postkarten aus dem 1. Weltkrieg. Ihr Vater hatte sich verpflichtet, während seines Militärdienstes jeden Tag einen Brief an seine Frau zu schreiben. Daraus ist eine ungewöhnliche Sammlung zeitgeschichtlicher Notizen, Beschreibungen und Wahrnehmungen über den Kriegsverlauf und über die persönlichen Erlebnisse geworden.

    Heute lebt Ingelene Rodewald ihr drittes Leben in Strande. Nach dem Tod ihres Mannes blieb sie bis 2004 in Kanada, verkaufte dann Farm und Haus. „Besitz kann man nicht mitnehmen in ein letztes und drittes Leben, ist nur Ballast und schnürt dich zu , nimmt dir die Freiheit, neu zu entscheiden.“ Es war die Rückkehr zum Anfang und zur Erkenntnis „ Habe Geduld und warte bis du Zeit hast für Dich.“ Zeit zum Schreiben. Drei weitere Bücher sind in Vorbereitung.

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